Jedes unserer fünf Museen hat seine ganz eigenen Besonderheiten. Allein die Gebäude - ehemaligen Schulen, Rathäuser oder mit der Herborner Hohen Schule sogar eine einst europaweit bekannte Akademie - sind sehens- und erhaltenswerte Bau- und Kulturdenkmale. Mit den Sammlungen in ihrem Inneren stellen sie einen unersetzlichen kulturellen Schatz dar. Als außerschulische Lernorte sind Museen auch für Schulklassen ein lohnendes Ziel. Das unmittelbare "Begreifen" und Verstehen ist für Kinder, deren Eindrücke heute oft eher digitaler Natur sind, wertvoll geworden. Unsere Vergangenheit für die nachkommenden Generationen zu erhalten, aber auch das richtige Interpretieren des geschichtlichen Kontextes, sind eine maßgebliche Aufgabe von Museen und Geschichtsvereinen.
Ungewöhnliche Sammlungen - wie die der Bildungseinrichtung der Hohen Schule oder des Herborner Psychiatriemuseums - haben schon wegen ihrer Thematik ein Alleinstellungsmerkmal, das auch überregional seinesgleichen sucht. Die drei Heimatmuseen in den Stadtteilen sind eindrucksvolle Zeugnisse der regionalen Geschichte und befassen sich mit lokalen Gegebenheiten wie dem für die wirtschaftliche Entwicklung unserer Region so wichtigen Bergbau (z.B. Heimatmuseum Seelbach), den daraus gewonnenen Produkten (Herd- und Ofenmuseum Burg) oder dem Alltagsleben im ländlichen Raum (Heimatstube Hörbach), das auch für die jüngere Generation liebevoll bewahrt wird.
"Museen sind... Räume für kritischen Dialog über die Vergangenheit und Zukunft. Sie erkennen und sprechen die Konflikte und Herausforderungen der Gegenwart an, bewahren Artefakte und Exemplare treuhänderisch für die Gesellschaft, schützen unterschiedliche Erinnerungen für zukünftige Generationen und gewährleisten gleiche Rechte und gleichen Zugang zum kulturellen Erbe für alle Menschen. Museen sind nicht gewinnorientiert. Sie sind partizipativ und transparent und arbeiten in aktiver Partnerschaft mit und für diverse Gemeinschaften; sie sammeln, erhalten, forschen, interpretieren, stellen aus und erweitern das Verständnis der Welt..." (1)
"Museen tragen in ihrer Einzigartigkeit und Qualität zur Identität und Attraktivität einer Stadt, eines Landes bei. Die Einzigartigkeit von Museen liegt im Zusammenspiel von Sammeln, Bewahren, Ausstellen und Vermitteln. Kulturelle Teilhabe, der Blick auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft kann eine Gemeinschaft stärken." (2)
Wie es das städtische Museum Hohe Schule Herborn eindrucksvoll zeigt, gelingt auch die große Herausforderung der heutigen Zeit, der Sprung in die virtuelle Welt. Und das sogar inklusiv und integrativ mit kurzweiligen Filmen in Gebärdensprache. Die unmittelbare reale Begegnung mit dem Exponat jedoch, die sollte den Menschen auch in Zeiten zunehmender Digitalisierung erhalten bleiben.
Unterstützen Sie unsere Heimatmuseen, die städtischen Sammlungen und Geschichtsvereine und besuchen Sie uns!
(1) Übersetzung eines Textes aus dem Jahre 1946 des Internationalen Verbands für Museen
(2) Zitat Frau Claudia Thom, Stadtverwaltung Kreuzlingen, beides entnommen von www.thurgaukultur.ch
In den Obergeschossen des malerischen Gebäudeensembles des "Collegiums" der Hohen Schule ist das städtische Museum mit ca. 700 m² Ausstellungsfläche untergebracht. Die reformierte Akademie in Herborn existierte von 1584 bis 1817.
"Eine Zeit lang war Herborn international bedeutender, als alle Universitäten des Reiches." Dieser Satz, der mancherorts für Verwunderung sorgt, stammt nicht aus Herborn und nicht von einem Spezialisten für die Hohe Schule, sondern von einem Fachmann mit Gesamtüberblick, Joachim Whaley von der englischen Eliteuniversität Cambridge. Er bezieht sich auf die Blütezeit der Hohen Schule Herborn ab 1584. Am Ende dieser Glanzzeit konnte 1630, schon in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges, Johann Heinrich Alsteds große Herborner Encyclopaedia erscheinen, die rund um den Erdball Beachtung fand.
Gezeigt wird eine sehenswerte Sammlung aus der Geschichte Herborns: Die Entwicklung der Hohen Schule mit ihren Einrichtungen und Gelehrten (darunter weitere klangvolle Namen wie Johann Piscator, Caspar Olevian, Johann Althusius), Vor- und Frühgeschichte im Dillgebiet, Auswirkungen des Luftkriegs im Dillgebiet, historische Blankwaffen, bürgerliche Wohnkultur des 18. und 19. Jahrhunderts, heimische Töpfereiprodukte sowie vorindustrielle Textiltechnik wie Strumpfwirkerei, Blaudruck und Leineweberei.
Im Foyer des Museums finden wechselnde Sonderausstellungen zu unterschiedlichen Themen statt. Highlights in der Dauerausstellung sind unter anderem das Skelett des ältesten "Herborners" (ca. 2.300 Jahre alt), zwei Herborner Apotheken aus dem 19. Jahrhundert und das Tisch-Planetarium (ca. 1780), das Studenten das Weltall mit Sternbildern veranschaulichen sollte.
Informationen und Öffnungszeiten
Auf www.museum-herborn.de finden Sie immer die aktuellen Öffnungszeiten.
Kontakt: Telefon: 02772 / 573810
Schulhofstraße 3-5
35745 Herborn
Das im Jahr 1988 gegründete kleine Museum ist in der ehemaligen Schule (1896 - 1953), später Rathaus (1953-1977) in der Ortsmitte des Herborner Stadtteils Hörbach angesiedelt. Die Ausstellungen geben einen anschaulichen Einblick in das dörfliche Leben und Wohnen in der Vergangenheit. Eine vollständig ausgestattete Wohnung (mit komplett eingerichteter Küche, Schlafraum und gemütlichem Wohnraum aus der Zeit um 1900-1930) ist eine der Besonderheiten der anschaulichen Sammlung. Der Dachstuhl beherbergt die Ausstattung einer Schusterwerkstatt sowie eine Vielzahl landwirtschaftlicher Gerätschaften. Im Klassenraum wird Geschichte der letzten 200 Jahre vermittelt. Speziell für Schülerinnen und Schüler der Grundschule und Sekundarstufe 1 werden Führungen mit Informationen zu verschiedenen Themenbereichen angeboten. Lehrkräfte aufgepasst - das Museum hat fertige Konzepte für den Museumsbesuch von Schulklassen erarbeitet und stellt diese auf Wunsch gerne zur Verfügung!
Der Besuch lohnt sich für alle Altersklassen! Bei der älteren Generation werden durch die Betrachtung der Alltagsgegenstände häufig Jugenderinnerungen geweckt. Familiengruppen sind ebenfalls gern gesehene Gäste. Der Austausch zwischen den Generationen wird durch einen Museumsbesuch positiv gefördert. Was den Großeltern noch im Alltag vertraut war, ist für die jüngere Generation teilweise gänzlich unbekannt. So bieten die Ausstellungsstücke die Grundlage für viele wertvolle Gespräche in den Familien.
Ein Motto des Hörbacher Museumsvereins lautet: Unser Bestreben und unsere Aufgabe ist es, kindliche Neugier am Leben zu erhalten, zu unterstützen, um Verstehen und Wissen wie von selbst entstehen zu lassen.
Informationen: Öffnungszeiten nach Vereinbarung
Preise: freiwillige Spende
Kontakt/Anmeldung: Gerlinde Krüner 02772 / 55171
kruener.herborn (at) t-online.de
Im 1928 erbauten ehemaligen Burger Rathaus hat der Heimatverein Burg eine sehr lebendige Dokumentation der Burger Geschichte zusammengetragen. Ein Schwerpunkt ist die Entwicklung der Eisengewinnung und -verarbeitung, Entstehen und Werden der Burger Eisenwerke, die Präsentation historischer Herde und Öfen sowie die Entwicklung der Küchentechnik.
Im Untergeschoss befindet sich das Herd- und Ofenmuseum. Der Ort Burg und seine Einwohner waren schon immer eng mit der Burgerhütte (Burger Eisenwerke) verbunden. So hat es sich der Heimatverein Burg in den letzten 30 Jahren zur Aufgabe gemacht, Herde und Öfen der Marke "JUNO" zu sammeln und auszustellen. Teils über 100 Jahre alte, kunstvoll gegossene Öfen sind der ganze Stolz des Vereins.
Im Dachgeschoss ist in verschiedenen Räumen die Burger Geschichte einst und heute präsentiert, z.B. über die ehemalige Burganlage (Königshof) und die 650jährige Kirche. Der Besucher findet auch alte Ansichten von Burger Häusern und Straßen, viele Fotos von Menschen und Veranstaltungen, eine komplette Schusterwerkstatt, eine Schulklasse mit Tischen aus dem abgerissenen Schulgebäude, den Tisch einschließlich Postfächern aus der ehemaligen Burger Poststelle, ein Büro im Stil der 1950er Jahre mit vielen Fotos und Dokumentationen aus dem Alltag der Burgerhütte und eine Sammlung von Büromaschinen bis hin zum Buchungsautomaten.
Ein wichtiges Anliegen ist dem Heimatverein Burg auch die Dokumentation von Flucht und Vertreibung nach dem 2. Weltkrieg. In Zusammenarbeit mit der Egerländer Gmoi z'Herborn entstand die Ausstellung "Heimat verloren - Zuhause gewonnen". 13.200 Menschen kamen im Jahr 1946 nach ihrer Vertreibung in Burg an. Nach dem Aufenthalt im Lager in der Burgerhütte (Burger Eisenwerke) fanden die Sudetendeutschen nach vielen Entbehrungen im heutigen Lahn-Dill-Kreis ein neues Zuhause.
Informationen und Öffnungszeiten: nach Vereinbarung
Kontakt: Ilse Furche-Mouhlen, Tel. 02772 / 42892
Preise: freiwillige Spende
Die "Alte Schule" im Herborner Stadtteil Seelbach wurde im Jahr 1602 als Gemeinhaus errichtet. Aufgrund dendrochronologischer Untersuchungen konnte die Jahreszahl so genau bestimmt werden. Das Gebäude wurde als Schule und Spritzenhaus sowie für die Zwecke der politischen Gemeindearbeit genutzt. Im Jahre 1985 entschloss sich die Stadt, die "Alte Schule" über das Dorferneuerungsprogramm des Landes Hessen zu restaurieren. Die Sanierung dauerte drei Jahre, und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. In dieser Zeit gründete sich ein sehr rühriger Heimat- und Geschichtsverein, der mit großer Unterstützung und vielen Leihgaben der Seelbacher Bevölkerung hier ein lebendiges Heimatmuseum eingerichtet hat.
Ziel war es, der Seelbacher Bevölkerung und den Bsuchern das Leben in früherer Zeit darzustellen. Auf drei Stockwerke verteilt finden sich interessante Exponate bäuerlichen Lebens, die bis in die 1950er Jahre in der Nebenerwerbslandwirtschaft gebräuchlich waren. Da der Bergbau für den Herborner Stadtteil einst lebenswichtig war und es hier viele Bergleute gab, darf natürlich eine sorgfältige ausgestattete Bergbau-Ecke nicht fehlen. Abgerundet wird dieser Bereich durch eine umfangreiche Mineraliensammlung.
Im Dachgeschoss befinden sich eine Original-Schuster- und Stellmacherwerkstatt aus dem Nachlass von Seelbacher Handwerkern. Nach dem Wegzug der Bundeswehr, die fast 30 Jahre hier stationiert war, berichtet eine Ausstellung über diese Zeit. In den Vitrinen kann man Grenz- und Protokollbücher, Kirchenbriefe, Bibeln und Liederbücher aus alter Zeit bestaunen. Zu einem lebendigen Museum gehören natürlich auch historische Abbildungen von Seelbach und zum früheren Dorfleben.
Informationen und Öffnungszeiten: Nach Bedarf und Anmeldung
Kontakt: Hans Benner Tel. 02772 / 61552, hans.benner (at) t-online.de
Eckhard Görzel Tel. 02772 / 62176, e.goerzel (at) t-online.de
Das Herborner Psychiatriemuseum dokumentiert in einer anschaulichen Ausstellung nahezu lückenlos den Wandel von der im Jahr 1911 eröffneten Heil- und Pflegeanstalt zu einer heute modernen Einrichtung im Gesundheitswesen. Im Jahr 1991 wurde das Museum eröffnet. Ein Modell der gesamten Anlage bietet den Besuchern einen ersten Überblick über die Komplexität des Klinikgeländes. Neben der Bauphase ist auch die Energieversorgung von 1911 mit Kohle und Dampf dokumentiert.
Das Museum gewährt einen Einblick in die Veränderungen psychiatrischer Behandlungsmethoden im Wandel der Zeit. Neben historischen medizinischen Hilfsmitteln zeigt das Museum die "Verwahrsituation" der Patienten in den ersten Jahrzehnten nach Gründung der Anstalt ausgesetzt waren. Gebrauchsgegenstände aus dem Alltag können ebenso besichtigt werden wie ein komplett eingerichtetes Behandlungszimmer, Büro und oder sanitäre Einrichtungen. Weitere Themen sind die landwirtschaftliche Selbstversorgung des Krankenhauses, bei der Patienten im Rahmen der damaligen Arbeits- und Beschäftigungstherapie tatkräftig mithalfen. Auch über das wohl dunkelste Kapitel der Psychiatriegeschichte, die "Euthanasie"-Verbrechen der Nationalsozialisten an psychisch kranken und geistig behinderten Menschen, kann man sich im Museum informieren.
Ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung sind die Jahre des 2. Weltkrieges, in denen in der Landesheil- und Pflegeanstalt Herborn ein Lazarett eingerichtet wurde. Mit einer Belegung von 3.000 Patienten galt es als eines der größten seiner Zeit. Die ab 1946 neu geschaffene chirurgische Abteilung der Landesheilanstalt Herborn wurde von Prof. Dr. Johann Ertl geleitet, der als Pionier der Chirurgie galt. Speziell für Kriegsverwundungen entwickelte er einige Innovationen, die in die Medizingeschichte eingingen.
Öffnungszeiten: nach Bedarf und Anmeldung
Kontakt: info (at) vitos-herborn.de, Tel. 02772 - 5041515
Preise: freiwillige Spende